angolul
The Platypus cleared his voice and he said: Thank you, everyone, for coming here today. Here’s what I have to say: I’ve got a bit of land animal in me because of my fur, and I love running across the land. But I also have got a bit of bird in me, because of my bill, and I lay eggs. And I also have got a bit of water creature in me, because my home is right next door to the water’s edge, and I love swimming and exploring that underwater world.
That’s why I have decided not to join anyone’s group whatsoever.
németül
„What about the Platypus?“ (aus: »Dreamtime Platypus«)
Das Schnabeltier (lat.: Platypus) ist ein faszinierender Sonderfall der Biologie. Die Zoologen mussten eigens eine taxonomische Untergruppe für das Tier einrichten, das sowohl Eigenschaften von Säugern, Vögeln und Reptilien in sich vereint.
Michael Schiefel ist ein faszinierender Ausnahmemusiker. Er ist Sänger, und vereint in seiner Stimme „die Artikulationsfähigkeit einer hellen Frauenstimme“ mit „den rauchigen Farbgebungen der großen "Crooner" Frank Sinatra und Dean Martin“, wie die FAZ schrieb. Aber wenn er beispielsweise nur mit seiner Stimme und etwas Live-Elektronik solo auftritt, zeigt er sich auch als virtuoser Instrumentalist der Stimme. Kurz: „Dieser Mann ist sein eigenes Genre…“ (Die Welt)
Und Michael Schiefels neues Album »Platypus Trio« ist ein faszinierendes Novum in der Entwicklungsgeschichte seiner breit gefächerten Diskografie. Denn zum ersten Mal tritt Schiefel hier als Frontmann und Chef auf. „Abgesehen von meinen Solo-Projekten ist das die erste Band, die ich überhaupt selber leite. Ich habe die Musik geschrieben, die Musiker ausgewählt. Das ist ein ungewöhnliches Gefühl für mich, weil ich das noch nie gemacht habe.“ Das hätte man nicht gedacht, schließlich ist Michael Schiefel spätestens seit seinem Solo-Debüt »Invisible Loop« 1997 in der zeitgenössischen Jazzszene präsent und produktiv, längst auch international (wovon 2010 sein Album »My Home is My Tent« erzählte) und sowohl als Gast (etwa bei Carla Bleys »Escalator over the Hill« in Essen 2006) wie auch fest als Stimme im Quintett »JazzIndeed« oder der mini big band »Thärichens Tentett«.
„Als Sänger kann man ja eigentlich gar nicht Sideman sein - aber ich hab mich oft so gefühlt und eingefügt“ erläutert Schiefel und ist stolz auf sein »Platypus Trio«. „In diesem Fall ist es wirklich meine Musik und das macht total Spaß - es ist irgendwie eine andere Identität.“
„Fairytales in blue, come true, for you…“ heißt es in „Listen!“, dem Opener des Albums – eine Einladung, die Antennen gleich doppelt auszurichten: zum Einen berichtet »Platypus Trio« tatsächlich vom abwechslungsreichen Leben des Schnabeltiers - von »Platypus Dancing« über »Swimming« und »The Home of the Platypus« bis hin zu »Dreamtime Platypus«, das die australische Aborigine-Legende vom Schnabeltier einmal ausführlich erzählt. Ein freundliches und schlaues Tier übrigens.
Zum anderen entwirft das »Platypus Trio« ein buchstäblich unerhörtes Klanguniversum: Michael Schiefels Stimme (und nur wenig Elektronik), Jörg Brinkmanns Cello und nicht zuletzt das Cimbalom von Miklós Lukács umkreisen einander auf unvorhergesehenen Orbitalbahnen. „Das Cimbalom ist ein Instrument mit sehr ungewöhnlichem Klang“ schwärmt Michael Schiefel. „Es ist ein bisschen wie Klavier, aber man spielt es mit zwei Schlegeln, das macht es viel perkussiver. Das erfordert auch eine andere Spieltechnik, weil man nur zwei Töne gleichzeitig anschlagen kann. Miklós geht damit sehr virtuos um, sonst wäre es wohl auch nicht so spannend. Aber er kann damit unheimlich vielfältige Farben erzeugen, die man so noch nicht gehört hat. Das finde ich besonders interessant.“
Der Cellist Jörg Brinkmann steuert mal lyrisch gestrichene Kantilenen, dann wieder solide groovende Basslinien bei. „Dann klingt es nicht sehr kammermusikalisch, eher ein bisschen in Richtung Balkan-Jazz“ beschreibt Bandleader Schiefel sein Trio. „Sehr verkürzt gesagt, bewegen wir uns zwischen diesen beiden Polen.“
Doch so ungewöhnlich diese Mischung zunächst scheint: das »Platypus Trio« ist kein Zufalls-Produkt, sondern das Ergebnis von Schiefels Einladung zum „Improviser in Residence“ durch das »nimm! - Netzwerk Improvisierte Musik Moers« im Jahr 2013. Michael Schiefel gestaltete seine einjährige Residence nicht nur mit improvisierten Solokonzerten in Geschäften der Moerser Innenstadt (von denen er in Anke Engelkes Fernseh-Show „Anke hat Zeit“ erzählte) und Workshops mit interessierten Kindern an Schulen.
„Ich hatte auch eine Carte Blanche für das Moers Festival, durfte dafür ein eigenes Projekt erfinden“ berichtet Michael Schiefel. „In diesem Jahr habe ich die Musik geschrieben, das Trio zusammengestellt und wir haben es auch beim Festival aufgeführt. Und jetzt wollte ich dieses Projekt auch als CD aufnehmen. Das haben wir in Budapest gemacht, wo ja Miklós herkommt.“
Die erstaunliche Klangwelt des Cimbalom-Spielers Miklós Lukács hatte Michael Schiefel schon 2010 kennen gelernt, als das Jazzlabel des Budapest Music Centers ihn und den Berliner Pianisten Carsten Daerr zu einem gemeinsamen Quartett mit Miklós Lukács und dem ungarischen Bassisten Mátyás Szanday eingeladen hatte. Damals war das Album »Gondellied in the Sahara« entstanden. Auch »Platypus Trio« erscheint jetzt auf BMC Records, das wegen seiner internationalen Produktionen zu den interessantesten Jazzlabels Europas zählt.
Jörg Brinkmann kennt Schiefel schon, seit sie beide an einem Wagner-Projekt der Saxophonistin Angelika Niescier mitgewirkt hatten. Der vielseitige Cellist (mit eigenem Trio, in Kammerensembles, mit Eric Vloeimans und Claudio Puntin unterwegs) ergänzt das »Platypus Trio« perfekt: rhythmisch treibend, klanglich einfühlsam, blitzschnell agierend – und reagierend.
Michael Schiefel hat sich als Bandleader auf neues Terrain vorgewagt – und erweist sich auch hier als einfallsreicher und erfahrener Komponist, der seine ohnehin schon beeindruckende Bandbreite um ein weiteres, wunderbares Klangspektrum erweitert.
„Der Platypus räusperte sich und sagte: „Danke euch allen, dass ihr heute hierher gekommen seid.
Ich will euch folgendes sagen: Ja, ich habe ein bisschen von einem Landtier in mir:
Ich hab ein Fell und ich laufe gern auf dem Boden herum.
Aber ich habe auch etwas von einem Vogel an mir: ich trage einen Schnabel,
und ich lege Eier. Und ich habe auch etwas von einem Wasserwesen, denn mein Haus
liegt am Wasser und ich liebe es, zu schwimmen und die Unterwasserwelt zu erkunden.
Deshalb habe ich mich entschieden, keiner von euren Gruppen beizutreten.“